Artikel von Sina Rademacher/BVZ, erstmals erschienen bei Externer LinkAGILA
Geimpft, gechipt, entwurmt und – natürlich! – auch kastriert: So liest man es in vielen Anzeigen, die Hunde zur Vermittlung anbieten. In der Tat werden Hunde aus dem Auslandstierschutz standardmäßig vor der Ausreise nach Deutschland kastriert.
Bei Hündinnen geschieht dies spätestens nach der ersten Läufigkeit, bei Rassehunden auch gerne „in einem Abwasch“ mit der HD-Röntgenuntersuchung. Auch hierzulande achtet ein verantwortungsvoller Hundebesitzer auf Krankheitsvorsorge und er lässt sein Tier kastrieren – vorsorglich: gegen Krebs, Gebärmuttervereiterung, ungewollten Nachwuchs, Flecken auf dem Teppich oder Ärger mit anderen Hundebesitzern. Selbstverständlich.
Genau das sollte eine Kastration aber keinesfalls sein. In Deutschland werden Hunde unter Aufsicht ausgeführt und sie leben in der Regel eng mit ihrem Menschen zusammen. Viele werden bei Problemen qualifizierten Hundetrainern vorgeführt und sie besuchen meist mindestens einmal im Jahr den Tierarzt. Eine pauschale Kastration ist daher unnötig. Sicher, in bestimmten Fällen kann dies Leben retten, Stress nehmen und die Haltung des Hundes sogar erst ermöglichen. Dennoch sollte die Entscheidung für eine Operation unter Vollnarkose – bei Hündinnen sogar mit einem tiefen Bauchschnitt – immer gut überlegt sein.
Als reine „Vorsorge“ verstößt die Kastration vielmehr gegen das Tierschutzgesetz. Laut § 6 ist es verboten, Organe teilweise oder ganz zu entfernen, wenn es nicht fachmedizinisch ausdrücklich angezeigt ist. Zudem kann eine Kastration ernste Folgen nach sich ziehen: Rüden könnten vermehrt andere Rüden besteigen, viele Hündinnen werden inkontinent, der Stoffwechsel kann sich verändern und die Tiere können ihr Verhalten im Bereich Angst oder Aggression ändern – teils sogar noch zehn Jahre nach der Operation. Der Berufsverband zertifizierter Hundetrainer e. V. (BVZ Hundetrainer) meint daher, dass eine Kastration stets eine Einzelfallentscheidung sein sollte – auch wenn das hormonelle Intaktsein ein- oder zweimal im Jahr wegen Läufigkeit duftende Hundedamen und verliebte Rüden bedeutet.
Damit der Spaziergang dann nicht zum Spießrutenlauf wird, hat der BVZ-Hundetrainer e.V. die Aktion „Hot Pink Ladies“ ins Leben gerufen. Halter werden herzlich dazu aufgerufen, ihre läufige Hündin mit einem pinkfarbenen Halstuch zu kennzeichnen. So haben Rüdenbesitzer die Möglichkeit, eine „heiße Lady“ schon von Weitem zu erkennen und ihren Casanova anzuleinen. Das sollte aber trotzdem nicht abhalten, ahnungslose Herr- und Frauchen von Rüden vorzuwarnen, Freilaufflächen zu meiden und Hündinnen ebenso gegebenenfalls anzuleinen. Dann klappt es auch mit einem entspannten Gassigang – für alle Beteiligten.
Artikel von Ellen Friedrich/BVZ, erstmals erschienen bei Externer LinkAGILA
Sich zwischen Hasen, Rehen & Co. bewegen und der Hund stürzt nicht sofort davon – mit oder ohne Leine? Traumhaft! Nahezu alle Hundehalter sind glücklich, wenn die Jagdleidenschaft des eigenen Vierbeiners überschaubar bleibt und sich leicht in ein entspanntes Alltagsleben einordnen lässt.
Hundetrainer, fachkompetent in der Erziehung von Haushunden, können dabei helfen, den Spaziergang mit einem jagenden Hund entspannter zu gestalten – eventuell kleinere oder sogar größere Strecken ohne Leine. Sicher nicht immer und überall, doch zeitweise und mit durchdachtem Konzept ist Einiges möglich. Einen Hund artgerecht zu halten heißt für viele, den Hund auf dem Spaziergang in ausgiebigem Rahmen zu beschäftigen. Der Halter bemüht sich die Aufmerksamkeit seines Tiers zu bekommen, zu behalten und bei Verlust wieder zurückzugewinnen. Hierzu eignen sich Such- und Versteckspiele, Dummy-/Apportierarbeit, ein engmaschiges Netz an Übungen zur „Unterordnung“ oder das Mitführen von Gegenständen, die den Hund die Umwelt ausblenden lassen. Für alle, die sich auf ruhige Spaziergänge mit ihrem Hund in Einklang mit der Natur gefreut haben, ist dieses Szenario eher unattraktiv. Übungszeiten sollten durchaus in die täglichen Touren eingebaut werden, dennoch nicht den Hauptteil der gemeinsamen Zeit draußen einnehmen.
Das Hochgefühl, das Hunde beim Jagen ereilt, macht glückliche Gesichter. Selten sind es die der Menschen, aber in den Hundeaugen spiegelt sich das wahre Glück. Jagen, eine selbstbelohnende Handlung, braucht keinen Keks, keine Freude anderer oder eine zusätzliche Motivation. Ich jage, also bin ich rundum zufrieden! Was also tun, wenn man nicht zu den Hundebesitzern gehört, die sich auf Beschäftigungsspaziergänge mit ihrem Hund freuen? Dann doch besser das Jagen verbieten! Das klingt einfacher als es tatsächlich ist. Allerdings braucht es dafür auch keine Therapeuten, Tierärzte oder Psychologen. Ein fundiert ausgebildeter Hundetrainer bringt die nötige berufliche Expertise mit, um herauszuarbeiten, was am ehesten zu Mensch und Hund passt und den größtmöglichen Erfolg bei angemessenem Einsatz verspricht. Umfassende Kenntnisse um Hunderassen, Hundeverhalten, Lerntheorie und praktisches Wissen bilden den Grundstock einer fundierten Arbeit mit Haltern und Hunden. Ein schlechtes Gewissen seitens der Halter ist hier fehl am Platz. In einer Zeit und Welt, in der sich jagende Hunde nur noch sehr wenig ausleben können beziehungsweise dürfen, bleibt zum Ausleben ihrer Bedürfnisse kein großer Spielraum. Sobald die Grenzen anderer missachtet werden, müssen sich die Hunde zurücknehmen lernen!
Am Ende steht ein guter Plan, mit dem sich Halter und Hund auf den neuen Weg machen. Durchhaltevermögen, Ernsthaftigkeit, Empathie wie auch Respekt geben den zukünftigen Spaziergängen einen neuen Rahmen. Genug Raum für grundlegende Bedürfnisse von Mensch und Hund.
Artikel von Ellen Friedrich/BVZ, erstmals erschienen bei Externer LinkAGILA
Weltweiter Tierschutz bedeutet internationale Transfers von Hunden – auch nach Deutschland. Es bedeutet einen völligen Neustart ihres Lebens. Nicht immer sind die Vierbeiner selbst „froh“ darüber und oft sind sie alles andere als gewappnet für unsere städtischen Ballungsgebiete mit einem Leben in Räumen mit vielen Einschränkungen. Einigen fällt hier förmlich „die Decke auf den Kopf“.
Daneben nimmt die Hundezucht in Deutschland noch immer nicht den Hund mit seinem Verhalten in den Fokus, sondern optische Belange und Pokale bestimmen den Zuchterfolg. Zu Lasten der Hunde, die mit hypertrophiertem, also übersteigertem Verhalten im Bereich ‚Angst‘ in ihrem Umfeld auffällig werden. Entsprechend häufig stellen Hundebesitzer umweltunsichere Hunde Hundetrainern vor und stehen mit ihren Gefühlen beim Erziehen der Hunde oftmals zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite steht der Wunsch, dem Hund ein glückliches Leben zu ermöglichen. Andererseits ergeben sich Konflikte aufgrund oftmals unspektakulärer Kleinigkeiten. Das belastet das Zusammenleben und führt zu Spannungen zwischen allen Beteiligten. Hier gilt es nun Emotionen, die zielgerichtetes, wohlwollendes Verhalten blockieren können, und gute Konzepte zur Integration der Hunde in ein sinnvolles Verhältnis zu setzen: nicht zu viel vom Einen und nicht zu wenig vom Anderen. Es muss zwischen „lassen“ und „müssen“ abgewogen und erkannt werden, was hinter Verhaltensnotprogrammen seitens der Hunde steht, um Veränderungen zu schaffen. Welche Strategie hat der Hund gelernt und warum? Oder ist ein Tier schlicht unerzogen?
Fachleute, die die Integration von ängstlichen Hunden begleiten, brauchen dafür umfangreiches Wissen und Erfahrung im praktischen Umgang mit Hunden. Ein breites Spektrum an Vorgehensweisen – kombiniert mit gesundem Menschenverstand – führt zum Ziel. Ängstliche Hunde haben nicht zwingend eine Verhaltensstörung, die eine Medikamentengabe notwendig macht. Wie alle Familienhunde, die auf zu wenig Erfahrung zurückgreifen können, um in unserer Umwelt gut zurechtzukommen, benötigen sie Hilfe ihrer Menschen: Sozialpartner, die besser als jedes Beruhigungsmittel zur Seite stehen, in den Arm nehmen oder den Schubs ins Leben begleiten. Um dies richtig anzustoßen und zu begleiten, müssen Hundetrainer das Tier zunächst in seiner Gesamtheit erfassen und dann im Einzelfall entscheiden: Was ist Tier und Halter zumutbar? Welche Grenzen ergeben sich bei der Arbeit mit dem einzelnen Vierbeiner? Und wie gut kann der Hundehalter seine Rolle als „Rückgrat“ ausfüllen? Nicht zuletzt steht hinter jedem ängstlichen oder umweltunsicheren ein ganz normaler Hund mit individuellen Bedürfnissen, Vorlieben und Abneigungen.
Lebensqualität von Hunden bemisst sich nicht an Designerhalsbändern und schönen Liegeplätzen sondern an dem Gefühl, sich in der eigenen Welt gut zurechtzufinden und den Alltagswirren aus eigener Kraft entgegentreten zu können … oder zu wissen, dass man bei seinem Menschen um Hilfe bitten kann! Erfahrene, geschulte Hundetrainer unterstützen Tier und Halter dabei, den Alltag zu meistern. Aber sie setzen auch Grenzen, damit aus dem unsicheren Angsthund nicht – ehe man sich versieht – ein selbstsicherer, unerzogener Vierbeiner wird. Die Mitglieder des BVZ-Hundetrainer e.V. können Hundehalter und Hunde auch in schwierigen Situationen sicher anleiten. Stress, Angespanntheit oder Unwohlsein sind Reaktionen auf unbekannte oder unbequeme Situationen. Aber diese Gefühle belasten nicht zwingend so stark, dass man betroffene Tiere in ihrer kleinen Welt belassen sollte.
Ein Beitrag von Dr. Sandra Foltin und Emily Gorsuch, erschienen bei der gkf - Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung e.V.
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