Sehr geehrte Redaktion von "Story im Ersten - Wie gefährlich sind Kampfhunde",
vielen Dank für den sachlichen Bericht. Als Berufsverband zertifizierter Hundetrainer (BVZ-Hundetrainer e. V.) liegt uns eine differenzierte und fundierte Berichterstattung über Hunde am Herzen. Für entsprechend gut halten wir Ihren Beitrag.
Allein der Begriff „Kampfhund“ ist uns zu reißerisch. Tatsächlich sind es „Listenhunde“ und für uns als professioneller Berufsstand im Umgang mit Hunden, macht es einen bedeutenden Unterschied.
Eine sich verändernde Gesellschaft - wohnen, arbeiten usw. - bedingt, dass Hundehaltung in Deutschland immer weniger ohne fremde Hilfe leistbar ist. Haltung und Pflege stellen viele Hundehalter bereits vor unüberwindbare Hürden. Wohin mit dem Vierbeiner, wenn man dann doch einmal ohne Hund verreisen möchte? Was, wenn Freunde und Verwandte keine Hunde mögen oder die neue Arbeitsstelle kaum noch Zeit für die Betreuung des Tieres lässt? So ist der Markt der Hundebetreuung unserer Erfahrung nach der am schnellsten wachsende Bereich im Geschäft mit und um den Hund.
Sprechen wir Hundetrainer mit Haltern über die Erziehung ihres Hundes, erleben wir oft völlige Ahnungslosigkeit gepaart mit der Hoffnung, „wird schon nicht so schwer sein“. Der Züchter hat den Welpen schließlich als familienfreundlich und lernbegeistert beschrieben. Außerdem guckt er so süß und seine Fröhlichkeit ist ansteckend. Und wenn es dann doch nicht gleich klappt mit dem Keks und dem juchzenden Hund, hilft sicher der allzeit bereite Hundetrainer mit ein paar wenigen Besuchen zu Hause. So hat man es im Fernsehen gesehen. Wer konnte denn ahnen, dass Hunde ihre Zähne auch heute noch einsetzen, um Artgenossen und Menschen zu beißen? Der beste Freund des Menschen, lieb geboren und ohne auch nur den leisesten Hang zur Aggressivität - das ist doch, wenn Hunde knurren, oder? - kann doch einen Menschen nicht aus der Fassung bringen. Geschweige denn, verletzen oder gar töten.
Der verpflichtende Hundeführerschein, heißt es von diversen Stellen, der die Haltung, Pflege und Erziehung des Hundes überprüft, könnte die Rettung sein. Wir glauben nicht daran. Denn dieser Führerschein steht am Ende des Erziehungsprozesses. Ansetzen muss man jedoch viel früher.
Unser Vorschlag ist die verpflichtende Informationsbeschaffung vor dem Kauf eines Hundes, etwa durch Abendvorträge o.ä. So ließe sich bereits im Vorfeld das Geheimnis lüften, dass Hunde im 21. Jahrhundert „mal eben im Vorbeigehen“ ein Familienleben komplettieren, dass Labradore kinderlieb geboren werden und bei kleinwüchsigen Hunden der Stoffwechsel in der Wohnung in geeignete Behältnisse den anstrengenden Spaziergang am frühen Morgen oder bei schlechtem Wetter ersetzen kann.
Umfassende Information zu Beginn einer Entscheidung für den Hund würde – hoffentlich – auch dafür sorgen, dass selbsternannte „Hundeversteher“ mit weltfremden Philosophien nicht mehr so leicht im Tal der Ahnungslosen „Beute machen“!
Wir lieben Hunde und verdienen mit der Erziehung und Betreuung der Vierbeiner unser Geld zum Leben. Der angemessene Umgang mit einem Haustier mit gesundem Blick für die Unversehrtheit von Menschen, die Pflichten von Hundehaltern und die Rolle von Hunden ist das, was unseren Beruf ausmacht und von uns ernst genommen wird.
Vor diesem Hintergrund finden wir Ihren Report durchdacht und an der richtigen Stelle kritisch. Sollte eine ebenso sachliche Fortsetzung ihrer Berichterstattung über Hunde und deren Haltung in Deutschland geplant sein, stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite.
Mit freundlichem Gruß
Anja Mische für den Vorstand des BVZ-Hundetrainer
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