Es wird Zeit, dass Hundetrainer, deren Fokus auf artgerechter Kommunikation mit Hunden liegt, die gesamte Bandbreite hündischer Verhaltensweisen in den Hundeschulkursen abbilden. Auch unappetitlich und gefährlich sind Kommunikationsformen, die allerdings nie in Kursen und Fortbildungen vorkommen. Warum nur?
Gestartet sind die besonders hundeverständigen Trainer mit den ausführlichen Beschreibungen und der anschließenden Anwendung von Beschwichtigungssignalen, um Hund und Halter auf gemeinsamer Kommunikationsebene zueinander zu führen. Blinzeln, die Zunge heraushängen lassen oder Gähnen konnten als ein bedenkliches Unwohlsein entschlüsselt werden, dem Menschen mit gleichen Gesten entgegenwirken sollten. Nur so, behauptete man, könne man die Sorgen der Hunde, um ihr seelisches und leibliches Wohl, entkräften.
Knurrende Menschen, wenn es zu wild wird und Hundebesitzer, die Spielaufforderungs-gesten in Hundemanier zum Besten gaben, waren ebenfalls gern gesehen, um einen artgerechten Umgang mit Hunden darzustellen.
Olfaktorischer Kommunikation zwischen Hund und Mensch hingegen, wurde bis heute kein bedeutender Stellenwert zugestanden. Eigentlich nicht zu verstehen. Nutzt man doch die Riechleistung der Hunde für vielerlei Arbeit, die Menschenleben erleichtert oder sogar rettet. Hier könnten sich ungeahnte Bindungsmomente ergeben. Die Begeisterung für die gleichen Gerüche und bei der Gelegenheit auch außergewöhnliche gemeinsame Geschmackserlebnisse.
Ebenso fehlt noch das Einüben einer beziehungsfördernden Streitkultur. Schmollende Hunde kennt man ebenso wie die, die in ihrer Wut rempeln und beißen. Obwohl so gerne und ausgiebig geredet wird, kommt das „Streitgespräch“, das wir den Hunden so gerne aufzwingen, in ihrer Welt nicht vor. Wie unfair! Wie sollen sich Hunde vollumfänglich ernst genommen fühlen, ohne passende Möglichkeiten, an einem Streit mit uns auf Augenhöhe teilnehmen zu können.
Es wird also Zeit, dass Hundehalter lernen, sich körperlich mit ihren Hunden zu streiten. In allen Facetten. Also auch ernsthaft, wenn es um grundlegende Dinge geht.
Warum wir hier so albern werden? Weil Hundeerziehung bereits albern geworden ist! Wer Menschen dazu auffordert, sich wie Hunde zu verhalten, um ein besserer Hundehalter zu sein, darf dabei nicht Rosinen picken. Dann gilt nur ganz oder gar nicht - auch wenn es weh tut oder eklig wird! Halbe Wahrheiten stehen einzig für den Geschäftssinn derer, die Hundehalter für dumm verkaufen!
Mensch bleiben!
Hundehalter sind Menschen, deren klares Verhalten von Hunden ebenso gut verstanden wird, wie Menschen eine klare Körpersprache von Hunden deuten können. Missverständnisse gibt es immer wieder von beiden Seiten. Gut ausgebildete Hundetrainer vermitteln hierbei. Sie erklären Hundeverhalten und zeigen, welches menschliche Verhalten von Hunden verstanden wird bzw. missverstanden werden kann.
Menschen, die aufgefordert werden, sich wie Hunde zu verhalten, sollten den Trainer wechseln! Liebe und Kommunikation bedeuten nicht, die eigene Persönlichkeit und artspezifischen Verhaltensweisen aufzugeben – es bedeutet, sich auf den anderen einzustellen, sich klar auszudrücken und zu handeln! Nicht mehr und nicht weniger!
Text: (c) BVZ-Hundetrainer e.V. (Ellen Friedrich)
Foto: (c) Zahar Gräser
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