Unsere heutige Welt ist geprägt durch eine starke Präsenz und Nutzung der Medien. So nimmt vor allem das Fernsehen im Alltag vieler Menschen eine bedeutende Rolle ein, da sich der Fernsehkonsum stetig erhöht. Speziell konzipierte Fernsehsendungen decken die unterschiedlichsten Interessen und Themenbereiche ab. Sendungen über Haustiere sind beliebt und so wundert es nicht, dass in den letzten Jahren vermehrt unterschiedliche Sendungen zum Thema Hundeerziehung ausgestrahlt werden. In einer für den Laien schier endlos erscheinenden Palette an Angeboten rund um die Hundeerziehung suggerieren die sogenannten Hundeflüsterer, die in den jeweiligen Formaten vorgestellt werden, frustrierten Hundebesitzern eine vermeintlich schnelle Lösung für jedes Problem mit dem geliebten Vierbeiner.
Einer dieser "Hundeflüsterer", der im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren immer größere Bekanntheit erlangt hat, ist Cesar Millan - ein Amerikaner mexikanischen Herkunft. Der BVZHundetrainer möchte zunächst klarstellen, dass er Cesar Millan nicht persönlich kennt und nie mit ihm zusammengearbeitet hat. Cesar Millan ist uns nur über das TV-Format und diverse Literatur bekannt. Die Hintergründe zu den in den einzelnen Episoden vorgestellten Fallbeispielen sind ebenfalls nicht ausreichend bekannt. Eine differenzierte und objektive Bewertung auf dieser Basis ist daher nicht möglich - weswegen wir davon Abstand nehmen.
Allgemein lässt sich zu den TV-Formaten folgendes sagen: Viele der Verhaltensauffälligkeiten, die in den Serien gezeigt werden, haben sich über einen langen Zeitraum, zum Teil über Jahre, gefestigt. Die Episoden im Fernsehen zeigen aber immer nur Ausschnitte der Erziehungsarbeit und nicht den gesamten Entwicklungsprozess. Der Zuschauer gewinnt durch die medienwirksam aufbereiteten Fälle häufig den Eindruck, dass sein Problem sozusagen mit "einem Fingerschnipp" gelöst werden kann. Manches Fehlverhalten bedeutet jedoch für den Halter eine lebenslange intensive Arbeit mit dem Hund. Inwieweit diese fernsehbegleitete Arbeit für die Hundehalter auch für die zukünftige Zeit mit dem "Problemhund" zielführend und nachhaltig ist und bleibt, erfährt der Zuschauer nicht. Das ist aber auch nicht Aufgabe dieser TV-Serien.
Ein TV-Format über Hundeerziehung kann einen qualifizierten Hundetrainer und eine individuelle Beratung vor Ort nie ersetzen. Hunde unterscheiden sich hinsichtlich Rasse, genetischer Veranlagung und Charakter – entsprechend differenziert müssen auch die Erziehungsmethoden betrachtet und eingesetzt werden. Mit Standardmethoden, wie sie häufig in TV-Shows zu sehen sind, ist vielen Hundehaltern nicht geholfen - im Gegenteil. Kann doch der falsche Einsatz z. B. von Hilfsmitteln - ohne entsprechende Fachkenntnisse - bei manchen Hunden unerwünschtes Verhalten sogar fördern. Auch die Bewertung unterschiedlicher Aussagen und Erziehungsansätze der jeweiligen "Hundeflüsterer" über das Medium Fernsehen ist für den Laien schwierig, so dass sich letztendlich die Frage nach dem jeweiligen Nutzen solcher Formate für den Hundehalter stellt.
Grundsätzlich bleibt zu sagen: Es ist positiv zu bewerten, dass Zuschauer sich über das Fernsehen darüber informieren können, dass es Mittel und Wege gibt, einem Hund - auch bei gravierenden Verhaltensproblemen - helfen zu können. Selbst manche Hunde mit Beissproblematik können, unter Anleitung fachkundiger Trainer, trainiert und so vor einer evtl. Einschläferung gerettet werden. Dies wird besonders in den Sendungen von Cesar Millan, der sich immer wieder auch der so genannten Listenhunde annimmt, deutlich. Der BVZHundetrainer rät deshalb allen Hundehaltern sich bei konkreten Problemfällen direkt an einen qualifizierten Hundetrainer zu wenden und nicht eigenmächtig Methoden anzuwenden, die sie aus dem Fernsehen kennen. Insbesondere von tierschutzrelevantem Vorgehen bei der Erziehung von Hunden distanzieren wir uns klar. Dieses Problem hat zumindest auch die Produktionsfirma Millans erkannt: Positiv zu bemerken ist die Einblendung eines Hinweises zu Beginn der Reportagen über Cesar Millan, der vor der selbstständigen Anwendung der Methoden ausdrücklich warnt.
Zur oft geäußerten Kritik an Millan: Wie in jeder anderen Berufssparte, gehört die kritische Auseinandersetzung unter Hundetrainern mit Mitbewerbern zum normalen Geschäftsalltag. Unser Verband ist ein Zusammenschluss unterschiedlich arbeitender, hochqualifizierter und von der Tierärztekammer zertifizierter Hundetrainer. Eine lebendige und differenzierte Auseinandersetzung über Hundeerziehung und Methoden ist eines unserer zentralen Anliegen. Eine gezielte Be- oder Verurteilung bestimmter Hundetrainer nehmen wir nicht vor.
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